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Castlevania: Lords of Shadow 2

Castlevania: Lords of Shadow 2

Konami hat lange nach dem richtigen Weg gesucht, die Reihe zu modernisieren. Mit dem dritten Teil der Reihe wird trotz kleiner Mängel deutlich, dass die Richtung stimmt.

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Wer bei Castlevania: Lords of Shadow bis zum Schluss dran geblieben ist, bekam ein sieben Minuten langes Abschlussvideo serviert. Tatsächlich hat Mercury Steam bereits vor über drei Jahren gewusst, wie die Geschichte weitergehen soll. Der verräterische Zobek besucht Gabriel Belmont und will ihn davon überzeugen, sich ihm im Kampf gegen den viel größeren Widersacher Satan anzuschließen, um seine Auferstehung zu verhindern. Wir wurden damals mit der Tatsache überrascht, dass aus dem Kämpfer gegen die Dunkelheit nun selbst ein Schatten geworden ist. Gabriel ist nun Dracula - oder, wie er sich selbst nennt, der Prinz der Finsternis. Der Auserwählte wurde scheinbar von Gott hinters Licht geführt und plagt sich nach seiner heldenhaften Reise jahrhundertelang mit seiner Unsterblichkeit.

Was ebenfalls bereits deutlich wurde: Wir befinden uns nun in der heutigen Zeit. Und mit Zeit erfahren wir, dass wir uns sogar leicht in der Zukunft befinden. Es sind viele Jahrhunderte ins Land gegangen seit der großen Schlacht, mit der Castlevania: Lords of Shadow 2 beginnt. Das mittelalterliche Schloss wurde damals angegriffen, doch Dracula besiegt die Horden von 50.000 Soldaten - und zwar komplett. Aber etwas ist damals passiert, dass den dunklen Prinzen hat fallen lassen. Das moderne Castlevania, wie die Stadt heißt, ist noch voller Tafeln, die von den Heldentaten der Vergangenheit erzählen. Die Stadt wurde auf den Trümmern von Draculas Schloss errichtet, um zu zeigen, dass die Menschen ihren ärgsten Feind besiegt haben und keine Angst mehr haben - ohne zu ahnen, dass dieser als Unsterblicher gar nicht besiegt werden kann.

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Castlevania: Lords of Shadow 2Castlevania: Lords of Shadow 2
Wir begegnen vielen alten Bekannten und tatsächlich lässt sich Handlung erst begreifen, wenn wir drei Teile der Trilogie gespielt haben.
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Eingestreut in die Geschichte gibt es Rückblenden in Ereignisse aus den beiden Vorgängern Castlevania: Lords of Shadow und Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate. Wir begegnen vielen alten Bekannten und tatsächlich lässt sich Handlung erst begreifen, wenn wir alle Titel gespielt haben. Das soll aber nicht bedeuten, dass dies wirklich notwendig ist, um Spaß mit dem Action-Adventure zu haben. Mercury Steam erklärt genauso so viel, wie nötig ist, um den Geschehnissen folgen zu können. Aber das inzwischen relativ komplex gewordene Konstrukt kann damit nicht erfasst werden. Auch manche Beweggründe werden erst richtig klar, wenn wir uns auf die volle Dosis Lords of Shadow eingelassen haben. Erst dann werden wir Gabriel Belmont und seine Entwicklung verstehen können, den ewig Getriebenen, der sich seinem Schicksal ergeben hat.

Dass Castlevania: Lords of Shadow 2 nun vorrangig in einer modernen Welt angesiedelt ist, deren Untergang durch die Kinder Satans vorbereitet wird, es ähnelt in vielen Momenten Darksiders. Wir haben ganz ähnliche Freiheiten und sogar Fähigkeiten. Das Moderne wird vermutlich einigen alten Hasen etwas bitter aufstoßen. Den Höhepunkt erreicht Mercury Steam, als sie ganz ernsthaft den höllischen Gestalten ein paar Maschinenpistolen in die Hand drücken und andere finstere Lakaien mit kugelrunder Panzerung ausstatten - als hätte es dafür nicht eine elegantere Lösung gegeben, die besser zu einem Dämonen gepasst hätten. Von der alten Formel ist neben der interessanten Geschichte nur das geblieben, was in modernen Action-Adventures noch Platz hat.

Der spanische Entwickler hat sich damit zwar ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt und trotzdem ein schlüssiges Werk abgeliefert. Fähigkeiten und Gegenstände gehen Hand in Hand und ergänzen sich, wo sie in den alten Spielen eher nebeneinander existiert haben. Das Kampfsystem ist ausgeklügelter und wenn wir nicht geschickt blocken und ausweichen, haben wir keine Chance gegen unsere Feinde. Auch das war ein Element, mit dem Darksiders unsere Herzen erobert hat. Dadurch werden auch Begegnungen mit kleineren Feinden zwischendurch sehr spannend, während Bosskämpfe größer angelegt sind.

Castlevania: Lords of Shadow 2
Das Kampfsystem ist ausgeklügelter und wenn wir nicht geschickt blocken und ausweichen, haben wir keine Chance gegen unsere Feinde.
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Es gibt neben der Peitsche noch das Leerschwert, das für erfolgreiche Treffer unsere Lebensenergie auffüllt, und die Chaoskrallen, welche so kraftvoll sind, dass sie Schilde zerstören können. Diese beiden Waffen sind sehr mächtig und daher nicht unbegrenzt einsetzbar. Sie haben eine eigene Energie-Anzeige, die wir entweder an speziellen Stationen aufladen können oder über den Kampf. So lange uns Gegner nicht verwunden, füllt sich beim Einsatz der Peitsche eine Fokus-Leiste, die mehr Energiebälle ausspuckt, je voller sie ist. Für einen erfolgreichen Synchronblock gibt es sogar noch einen Bonus. Sammeln wir diese dann ein, füllt sich die Leiste für Leerschwert oder Chaoskrallen wieder.

Je vielfältiger unser Stil ist, desto mehr werden wir belohnt. Unsere Kombos erwerben wir gegen Seelen und meistern wir diese, wird der Angriff verstärkt. Mercury Steam zwingt uns mit all diesen Mechaniken mehr oder weniger dazu, auf das gesamte Repertoire zurückzugreifen und sich auch mit Techniken vertraut zu machen, die uns zunächst nicht so praktisch erscheinen. Lobenswert ist, dass es mit den Waffen nicht übertrieben wurde und sich die Kombos aller drei Arten stark ähneln. Das macht das Kampfsystem angenehm schlank und wir können uns darauf konzentrieren, alles zu verinnerlichen. Insbesondere das Blocken ist verdammt schwer.

An mehreren Stellen im Spiel gibt es zur Abwechslung Passagen, an denen wir mit Dracula an Gegnern schleichen müssen. Anfangs wird dies damit erklärt, dass wir noch geschwächt sind, um gegen die Gegner zu kämpfen. Später denken wir besser nicht mehr darüber nach, warum wir wirklich, ohne all unsere Fähigkeiten zu nutzen, den Leisetreter machen. Und als ich im Wald über einen Friedhof kommen muss, ohne von Agreus, den Bruder von Pan, erwischt zu werden, wäre fast ein Controller zu Bruch gegangen. Die Steuerung ist störrisch, es ist nicht direkt klar, wie unser Weg ist und der Faun scheint uns immer viel zu leicht zu bemerken. Schon in der The Legend of Zelda-Reihe nerven solche Elemente immer ein bisschen. Hier habe ich sie fast immer gehasst.

Castlevania: Lords of Shadow 2
Wir wechseln zwischen der modernen heutigen Zeit und den Rückblenden in die Vergangenheit.

Die Präsentation von Castlevania: Lords of Shadow 2 ist etwas durchwachsen. Viele Außenareale sind großartig geworden und auch einige Schauplätze im Schloss sind einfach zum Verlieben. Andere Orte wiederum sind etwas langweilig und eintönig. Die moderne Stadt Castlevania, die inzwischen ausschaut, wie nach einer Zombie-Apokalypse, wirkt meist einfallslos mit vielen sich wiederholenden Mustern. Die Offenheit übrigens ähnelt sehr dem ersten Darksiders. Im Grunde werden wir wie an einem roten Faden durch die Welt gelenkt, aber alles ist miteinander verbunden. Diese Art von Aufbau ist zudem auch für die 2D-Spiele typisch.

Weil es viele bekannte Gesichter gibt, konnte sich Mercury Steam auch relativ wenig dabei austoben, interessantere Figuren zu schaffen. Dass dies hätte spannend werden können, zeigt sich am Puppenmacher. Der spielt im Nintendo 3DS-Abenteuer nur eine kleine Rolle. Auf der Konsole ist der Teil des Abenteuers ein echter Höhepunkt. Und auch technisch wäre sicher noch etwas mehr drin gewesen. Selbst für Dracula hätte zumindest ich mir einen hübscher modellierten Charakter gewünscht. An der Sprachausgabe gibt es dagegen wenig auszusetzen.

Richtig punkten kann Castlevania: Lords of Shadow 2 aber beim Umfang. Das Abenteuer selbst ist bei einem relativ normalen Durchgang etwa zwanzig Stunden lang. Nach dem erfolgreichen Abschluss schaltet sich ein neuer Schwierigkeitsgrad frei und wir können mit unseren bisher gesammelten Erfahrungspunkten und Erweiterungen ein neues Spiel beginnen. Obendrauf gibt es eine Reihe wirklich harter Arena-Herausforderungen, die wir angehen sollten, wenn wir das Kampfsystem richtig verinnerlicht haben.

Castlevania: Lords of Shadow 2
Trotz der unausgewogenen Qualität bei der Präsentation und manchen fragwürdigen Entscheidungen beim Stil, ist es ein gelungener Abschluss.

Trotz der unausgewogenen Qualität bei der Präsentation und manchen fragwürdigen Entscheidungen bezüglich des grundsätzlichen Stils, ist das Action-Adventure ein gelungener Abschluss der Trilogie, wenngleich die Handlung von Castlevania: Lords of Shadow mehr Tiefe bot und zudem noch einen tollen Cliffhanger am Ende hat. Der fehlt diesmal natürlich. Wer aber Darksiders mochte, wird dieses Spiel mindestens genauso gern mögen. Auch bei Umfang und Abwechslung trumpfen Mercury Steam richtig auf. Allerdings verhält es sich bei Castlevania: Lords of Shadow 2 wie mit einem All-You-Can-Eat-Buffet. Die Auswahl ist vielfältig und es ist genug von allem da. Am Ende sind wir wirklich satt. Es hat auch fast alles geschmeckt. Richtig lecker ist aber etwas anderes.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
tolles Kampfsystem, großer Umfang, offene Welt, hübsches Zusammenspiel aller drei Spiele bei der Handlung
-
Schleichen, Stil nicht immer passend, Präsentation durchwachsen
overall score
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KRITIK. Von Martin Eiser

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